Freitag, 25. Juli 2014

Lust-Kauf ade!

Wann haben Sie das letzte Mal so richtig Lust verspürt und wollten sich etwas kaufen? Am vergangenen Samstag war es bei mir mal wieder so weit. Ein wunderschöner, sonniger Sommertag in Köln. Heiße Temperarturen und ich verspürte Lust, mir dem Wetter entsprechend ein schönes, luftiges Sommerkleid zu kaufen. Voller Vorfreude machte ich mich auf den Weg in die von mir favorisierten Geschäfte.

Die Lust und Euphorie war nur von kurzer Dauer. Ich hatte die Rechnung ohne die Ladenbesitzer, respektive Bekleidungsindustrie gemacht. Kaum im Geschäft, musste ich feststellen: Keine Chance. Von Sommerkleidern keine Spur. Im Gegenteil. In den Läden fand ich es auf den ersten Blick schon recht düster. Das hatte weniger mit runtergezogenen Rollos wegen der Hochsommertemperaturen zu tun als mit der Tatsache, dass die Läden voller Winterware waren. Dunkle Farben wohin das Auge schaute und das bei 35 Grad im Schatten. Die Sommerware, ein kümmerlicher Haufen, war lieblos auf 1-2 Ständern zusammengequetscht.

Meinen Lust-Kauf konnte ich abhaken. Meine Lust war nach kurzer Zeit verflogen. Nach einigen Geschäften hatte ich die Nase voll und war einfach nur gefrustet. Was interessieren mich Steppjacken bei 35 Grad? Gefühlt habe ich meine erst vor wenigen Wochen in den Kleiderschrank gehängt. Meine Stimmung war umgeschlagen. Da blieb nur eins, ich habe mich auf den Weg gemacht zur Lieblingseisdiele an der Ecke. Zum Frustabbau ein schönes, leckeres Eis. Welch ein Glück, dass sich bei Eisdielenbesitzern noch nicht herumgesprochen hatte, dass die Wintersaison schon angebrochen ist. Denn dann wäre die Eisdiele geschlossen und der Besitzer würde traditionsgemäß seinen Familienurlaub in den Bergen von Aosta verbringen. So standen wir Schlange, um einen der heiß begehrten Plätze im Schatten zu ergattern… Ich hatte Glück. Während ich mein Eis mit drei neuen Sorten genieße, extra für die heißen Tage kreiert, „verdaue“ ich das gerade erlebte…

Da redet die Industrie von emotionalen Kauferlebnissen und Kundenorientierung. Doch was heißt das konkret? Wer will am 17. Juli bei Hochsommertemperaturen Herbst-/Winterkleidung kaufen? Die Kunden? Wohl eher kaum. Ich bin bestimmt kein Einzelfall. Und das Erlebnis von heute war in jeder Hinsicht ein Beispiel dafür, wie man Kunden eher vertreibt. Nicht nur, weil das Angebot nicht den Erwartungen entspricht. 


Auch das Verkaufspersonal war mit der Situation überfordert. „Da müssen Sie einfach früher kommen, jetzt haben wir nichts mehr“ oder „ja ich weiß, die Ware kommt von Jahr zu Jahr früher. Wir können da auch nichts machen.“ Oder „Jetzt haben Sie einfach die beste Auswahl für die Winterware.“ Dumm nur, dass ich absolut keine Lust verspürt habe diese zu kaufen, und somit die Geschäfte an mir keinen Euro verdienen konnten. Dabei war ich so richtig in Kauflaune.

Am Samstag wird der Umsatz in diesen Geschäften nicht zufriedenstellend gewesen sein. Warum wohl? Liebe Bekleidungsindustrie, ihr seid noch so weit weg von dem, was Eure Kunden wirklich wollen. Warum seid ihr immer noch dem Glauben verfallen, das Modediktat weiter aufrecht halten zu können? Dass es auch anders geht, zeigen neue Marken, meist Young Fashion, die mehr als nur die klassischen Sommer-/Winterkollektionen bieten. Sie ergänzen ihr Sortiment flexibel und bieten ihre Kleidung je nach Jahreszeit oder Trendthema an. Liebe Unternehmer, wenn die Verkaufszahlen das nächste Mal nicht den Erwartungen entsprechen, solltet ihr genauer hinterfragen, woran es liegt. Endlich mal das tun, wovon alle sprechen: Den Kunden und die, die nah am Kunden sind, berücksichtigen. Wann haben Sie das letzte Mal Ihre "Basis" gefragt und genau hingehört, wenn es um deren Erfahrungen mit Kunden ging.

Ach so, die neuen Eissorten
(Johannisbeere, Mango, Schoko Chili) waren übrigens sehr lecker. Ein Volltreffer und Seelentrost! Gut, dass es Unternehmer gibt, die sich auch der Jahreszeit entsprechend immer wieder etwas Neues für ihre Kunden einfallen lassen. Das kommt nicht nur an diesem Samstag bei den Kunden an. Das zeigen tagtäglich die langen Schlangen beim Straßenverkauf.

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